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Es wird spekuliert, dass Tomatenmark als wirksames Mittel gegen Krebs verwendet werden kann, aber eine Kombination davon ist umstritten


Tomaten und vor allem Tomatenmark gelten als krebsvorbeugend, was vor allem an ihrem hohen Gehalt an Lycopin liegt. Foto: Dennis Klein / unsplash

  • Tomatenmark gegen Krebs: Beugt das Lebensmittel einer Erkrankung vor?
  • Lycopin kann Tumorentwicklung eindämmen
  • Studien stimmen optimistisch - aber weitere Forschung nötig

Wenn es um Krebsvorsorge geht, kommen schnell verschiedene Lebensmittel und Ernährungsweisen ins Spiel: Inzwischen gibt es sogar eine Vielzahl von "Krebsdiäten". Denn immer wieder geraten dabei bestimmte Lebensmittel in den Fokus, die krebserregend sind - oder vor Krebs schützen sollen. So wird unter anderem Tomaten und Tomatenmark eine schützende Wirkung nachgesagt, was vor allem am darin enthaltenen Pflanzenstoff Lycopin liegt. Er soll zudem vor Rheuma, Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen. Doch wie gut schützen Tomatenmark und das darin enthaltene Lycopin wirklich vor Krebs?

Lycopin: So wirkt der Pflanzenstoff aus Tomaten gegen Krebs

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Grundsätzlich zählt der Pflanzenstoff zu den bekanntesten natürlichen Farbstoffen, auch "Carotinoide" genannt. Vor allem Aprikosen, Zitrusfrüchte und Wassermelonen sind bekannt für ihren hohen Lycopingehalt. Generell ist es in jedem grünen, gelben oder roten Obst und Gemüse enthalten. Besonders viel Lycopin findet sich jedoch in Tomaten, sogar in Tomatenmark und Tomatensaft.

Darüber hinaus besitzt das "Tomaten-Vitamin" zwei weitere interessante Eigenschaften: Zum einen ist es verhältnismäßig hitzestabil und bleibt beim Kochen somit fast vollständig erhalten. Außerdem besitzt Lycopin eine aufgebrochene Zellstruktur, weswegen es besonders fettlöslich ist. Genau diese Eigenschaft ist der Grund dafür, dass der menschliche Körper Lycopin sehr gut über erhitzte und verarbeitete Lebensmittel aufnehmen kann - beispielsweise aus Tomatenmark.

Warum also gilt Tomatenmark als effektives Lebensmittel gegen Krebs? Wie bereits erwähnt, sind Tomaten und daraus zubereitete Produkte reich an Lycopin. Der Pflanzenstoff senkt nachweislich in vielfacher Weise das Risiko, an Darm-, Gallenblasen, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Tumore sind bekannt dafür, Zellen zu verändern und zu töten - Lypocin hingegen kann Zellveränderungen verhindern und somit die Tumorentwicklung eindämmen. Zudem kann es sogenannte "freie Radikale" zerstören, welche Krebs auslösen können.

Tomatenmark als Schutzmittel vor Krebs? Was bislang bekannt ist

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Wie gut sich Tomatenmark tatsächlich als Schutz vor Krebs eignet, ist wissenschaftlich bislang kaum untersucht. Eine 2008 veröffentlichte Studie um Biochemiker Valeri Mossine legte einen positiven Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Tomatenmark und einem geringeren Krebserkrankungsrisiko nahe. Konkret ging es dabei um Prostatakrebs bei Mäusen. Die Tiere wurden in drei Gruppen eingeteilt: "Eine Gruppe bekam Tomatenmark, eine andere Tomatenpulver und eine dritte Tomatenmark plus eine Extraportion FruHis [D-Fructose-L-Histidin]", berichtete damals der Focus.

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Die besten Ergebnisse erzielten die Mäuse, die Tomatenmark und FruHis zu fressen bekamen: Sie überlebten fast genau ein Jahr (51 Wochen) und lediglich zehn Prozent von ihnen entwickelten Prostata-Tumore. Die Mäuse der anderen Gruppen überlebten 50 Wochen (nur Tomatenpulver) bzw. 45 Wochen (nur Tomatenmark). Zudem entwickelten sie häufiger Krebsgeschwüre.

Laut dem Wissenschaftler ist es also die Aminosäure D-Fructose-L-Histidin (FruHis), die besonderen Anteil an dem Schutz vor Krebs hat. Besonders gut harmoniert FruHis mit Lycopin: Ein weiteres Laborexperiment zeigte, dass diese Kombination das Wachstum von Krebszellen zu 98 Prozent stoppt. Daher sieht der Studienleiter in dieser Kombination auch ein potenzielles Therapiemittel für Männerkrebs. Allerdings müssen die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden und können nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen werden, mahnt der Wissenschaftler. Stattdessen braucht es weitere Untersuchungen mit männlichen Probanden, um die Wirkung von Tomatenprodukten als Schutz gegen Prostatakrebs zu bestätigen. Die Studie wurde vom American Association for Cancer Research veröffentlicht.

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Wer auf Tomatenprodukte und vor allem Lycopin als Vorbeuger gegen Krebs setzt, sollte bei den Mahlzeiten zudem auf ein Detail achten: Wer Lycopin in seinen Körper aufnehmen möchte, sollte dazu möglichst keine eisenhaltigen Produkte essen. Warum? Eine Studie von US-Forschenden der Ohio State University aus dem Jahr 2019 gibt die Antwort: "Wenn in der Mahlzeit Eisen enthalten war, sahen wir im Laufe der Zeit einen fast zweifachen Rückgang der Lycopin-Aufnahme bei den Menschen", erklärt die Autorin der Studie, Rachel Kopec. Dieser Tatsache sollte man sich beim Verzehr von Tomatenprodukten und anderen Lebensmitteln, die reich an Lycopin sind, bewusst sein.

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An den Untersuchungen nahmen Medizinstudenten teil: "Eine Gruppe trank einen mit Eisen angereicherten Tomaten-Shake, die andere bekam den Saft ohne Eisenzusatz vorgesetzt", berichtete fitbook.de. Hinterher werteten die Forschenden das Blut und die Verdauungsflüssigkeit der Teilnehmenden aus - es zeigte sich, dass der Lycopinspiegel bei der Eisengruppe im Vergleich zu der anderen Gruppe nur halb so hoch war.

"Das könnte jedes Mal, wenn eine Person eine eisenhaltige und lycopinreiche Mahlzeit isst - beispielsweise Nudeln mit Bolognese, ein eisenhaltiges Müsli und Tomatensaft - Auswirkungen haben. Man nimmt vermutlich nur die Hälfte des Lycopins von dem auf, welches man ohne das Eisen aufgenommen hätte", meint Kopec. Über den genauen Wirkungszusammenhang sind sich die Forschenden noch nicht bewusst, hierzu sind weitere Studien nötig. Generell hat die Studie nur eine geringe Aussagekraft, da lediglich sieben Versuchspersonen daran teilnahmen.

Fazit: Weitere Studien zur Krebsvorsorge nötig

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Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Lycopin das Krebserkrankungsrisiko senken kann. Darunter fallen neben Bauchspeicheldrüsen-, Darm- und Gallenblasenkrebs vor allem Prostatakrebs. Inwiefern Tomaten und speziell Tomatenmark isoliert zur Vorbeugung von Prostatakrebs taugen, ist hingegen noch nicht endgültig wissenschaftlich erforscht. Erste Studien an Mäusen deuten auf einen positiven Effekt hin, allerdings sind weitere Studien nötig.

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Selbiges gilt für den Verzehr von eisenhaltigen Lebensmitteln in Kombination mit lycopinreicher Nahrung. Offenbar wirkt sich Eisen negativ auf die Zunahme von dem Pflanzenstoff aus - ob und vor allem warum dieser Zusammenhang besteht, ist Forschungsgegenstand künftiger Studien.

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Author: Elijah Graham

Last Updated: 1702065962

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