ETFs liegen seit Jahren im Trend. Es handelt sich um günstige, an der Börse handelbare Fonds, die einen bestehenden Marktindex (oft Aktienindex) nachbilden. So kannst Du einfach und mit relativ wenig Geld in Hunderte Firmen gleichzeitig investieren.
Im Artikel geht es darum, wie Du verschiedene Anlageklassen und/oder ETF-Klassen so mischen kannst, dass das Gesamtportfolio auf Deine Bedürfnisse und Dein Risikoprofil hin ausgerichtet ist. Wir erklären, wie Du zu einem für Dich guten Anlage-Mix kommst.
Was ist ein ETF-Portfolio?
Ein ETF-Portfolio ist der Teil Deines Vermögens, den Du in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) angelegt hast. Gemeint sind also ETF-Fondsanteile, die Du gekauft hast und deren Wert in Deinem Broker-Depot angezeigt wird.
Ein ETF-Portfolio kann aus einem ETF oder mehreren ETFs bestehen. Der Begriff ETF-Portfolio grenzt also Dein Vermögen in ETFs ab, bspw. Deinem Aktienvermögen oder dem Teil Deiner Anlage, die in Anleihen oder Gold steckt.
Auch innerhalb des ETF-Portfolios kannst Du Schwerpunkte setzen. Du kannst etwa 70 Prozent Deines Geldes in Aktien-ETFs stecken und 30 Prozent in Anleihe-, Gold- oder Rohstoff-ETFs.
Wichtig ist nur, dass Dein Gesamtportfolio am Ende Deine Risikobereitschaft widerspiegelt. Also, dass Du Deine (ETF)-Anlagen so mischst, dass Du mit dem maximalen Verlustrisiko Deines Portfolios noch gut leben kannst.
Warum solltest du ein ETF-Portfolio aufbauen?
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum sich ein ETF-Portfolio lohnt und eigentlich jeder eines besitzen sollte. Die wichtigsten Vorteile zeigen wir Dir auf.
Die Portfoliotheorie: Diversifikation
Einer der Kernaussagen der Portfoliotheorie ist, dass Anleger niemals nur auf eine Karte setzen, sondern das Verlustrisiko auf viele verschiedene Schultern verteilen sollten. Lies dazu mehr in unserem Ratgeber zur Diversifikation.
Mit den vielen Schultern sind Unternehmen gemeint. Diese sollten möglichst aus unterschiedlichen Bereichen stammen, aus unterschiedlichen Branchen und Ländern. Man sollte auch verschiedene Währungen einbeziehen.
Geht es einer Branche, einem Land oder einer Währung einmal schlecht, gibt es genügend andere Unternehmen aus anderen Bereichen und Ländern, die den Verlust ausgleichen können.
So kann man zum Beispiel recht leicht nachrechnen, dass der Weltaktienindex MSCI World mit gut 1.500 Aktien aus den größten Industriestaaten weniger im Wert schwankte als seine kleineren Pendants, etwa der Dax oder Euro Stoxx 50. Bei oft besserer Performance des MSCI World.
Breit aufgestellt mit kleinem Vermögen
Ein weiterer Vorteil breit aufgestellter Indexfonds: Du kannst ETF-Anteile vergleichsweise billig erwerben.
- Alle 40 Dax-Aktien zusammen sind mehr als 9.000 Euro wert.
- Ein Anteil am iShares Core Dax-ETF (ISIN: DE0005933931) kostet Ende März 2023 dagegen nur knapp 128 Euro.
So lässt sich mit kleinen Beträgen an der Wertentwicklung vieler Aktien gleichzeitig teilhaben.
Wer noch weniger Geld investieren will, kann monatlich ab 25 Euro Bruchteile an ETF-Anteilen kaufen. Das geht mithilfe eines ETF-Sparplans.
Kostengünstiger als Einzelaktien und Fonds
Zurück zum Dax-Beispiel. Eine einzelne Aktie von Adidas (ADS) kostete Ende März gut 140 Euro. Ein ETF-Anteil am gesamten Dax dagegen nur 128 Euro. Wenn Du in ETFs investierst, bekommst Du also mehr für weniger Geld.
ETFs sind normalerweise auch günstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds. Denn diese bezahlen in der Regel einen Fondsmanager, der neben den Indexaktien gezielt andere Titel auswählt, von denen er sich eine bessere Wertentwicklung erwartet, als der Markt erwarten lässt.
Studien haben aber ergeben, dass dieses Stock-Picking nicht systematisch besser funktioniert, man die Marktrendite nicht systematisch schlagen kann. Und selbst wenn Fondsrenditen zum Stichtag einmal höher sind. Auch die Kosten aktiver Fonds sind in der Regel höher als die Kosten von (passiven) ETFs.
Beispiel: Einen Standard-ETF gibt es oft ab 0,2 Prozent laufende Kosten pro Jahr. Ein aktiver Investmentfonds kann schonmal das 10-Fache kosten. Die Portfolio-Theorie besagt: Aktive Investmentfonds schneiden nach Abzug aller Kosten nicht regelmäßig besser ab als ein ETF.
Welche Arten von ETF-Portfolios gibt es?
ETF-Portfolios kannst Du entweder nach den jeweiligen Anteilen von Aktien versus Anleihen gestalten, nach Art der Aktien (mit großem oder kleinem Börsenwert) oder nach besonderen Eigenschaften wie Dividenden. Und es gibt viele weitere Möglichkeiten. Wir stellen Dir im Folgenden gängige ETF-Portfolios vor.
Das 70-30-Weltportfolio
Das 70-30-Weltportfolio ist bei vielen Anlegern beliebt. Die Idee ist, einem breit aufgestellten weltweiten Aktienportfolio etwas mehr Chance beizumischen. Etwa durch Schwellenländer-Aktien.
Beim 70-30-Weltportfolio fließen 70 Prozent Deiner Anlage in Aktien aus Industrieländern und 30 Prozent in Aktien aus Schwellenländern. Über ETFs lässt sich das gut durch ETFs auf den MSCI World und MSCI Emerging Markets Index abbilden.
Der MSCI World besteht im März 2023 aus den gut 1.500 wertvollsten Aktien der Welt. Die Beimischung von gut 1.000 Aktien aus Schwellenländern bringt etwas mehr Renditechancen, aber in der Regel auch etwas mehr Risiko mit sich.
Was die Schwellenländer angeht, sind derzeit vor allem China (32 Prozent), Taiwan (15 Prozent), Indien (13 Prozent), Südkorea (12 Prozent) und Brasilien (5 Prozent) im Index vertreten. Unternehmen mit dem größten Gewicht sind Taiwan Semiconductors, Tencent, Samsung und Alibaba.
- Bekannte ETFs sind der iShares Core MSCI World ETF (ISIN: IE00B4L5Y983) und der iShares Emerging Markets ETF (ISIN: IE00B4L5YC18).
- Weitere mögliche ETFs haben wir in eigenen Artikeln analysiert. Hier geht’s zum Vergleich der besten MSCI World ETFs und der besten Emerging Markets ETFs.
Das 70-30-Weltportfolio mit Small Caps
Bei einem 70-30-Weltportfolio mit Small Caps tauschst Du den Emerging-Markets-ETF durch einen weltweiten Small-Caps-ETF aus.
Small-Caps-Aktien oder Nebenwerte sind Aktien, deren Marktkapitalisierung unter 2 Milliarden US-Dollar liegt. Die Titel sind anders als sog. Pennystocks aber an der Börse gelistet.
Für Anleger können Nebenwerte interessant sein, weil sie häufig als unterbewertet gelten und damit die Chance auf höhere Renditen als Aktien mit mittlerem oder großem Börsenwert bieten. Allerdings schwanken Small Caps auch mehr.
Ein beliebter Small-Cap-Index ist der Vanguard Global Small-Cap Index Fund (ISIN: IE00B42W4L06). Er bündelt mehr als 4.000 mittelständische Unternehmen der industrialisierten Welt.
ETF-Portfolio mit Fokus Nachhaltigkeit
Wenn Dir eine nachhaltige Anlage wichtig ist, kannst Du auch Unternehmen, die nach Nachhaltigkeitsaspekten besser abschneiden als reguläre Aktien, Deinem Weltportfolio beimischen.
Mittlerweile gibt es zahlreiche ETFs, die verschiedenen Nachhaltigkeitsindizes folgen, etwa dem MSCI Socially Responsible ETF.
Eine Übersicht der besten nachhaltigen ETFs, die dennoch weltweit streuen, findest Du in unserem Ratgeber zum Thema.
Das Jeden-Monat-Dividenden-ETF-Portfolio
Wie der Name verrät, geht es bei diesem ETF-Portfolio darum, die ETFs so zusammenzustellen, dass wenigstens einer der gewählten ETFs in einem Monat Dividenden ausschüttet. Anleger wollen also in jedem der 12 Monate des Jahres Ausschüttungen auf ihrem Konto gutgeschrieben bekommen.
Eine gute Möglichkeit, dies zu schaffen, ist es, sich auf ETFs zu konzentrieren, die vierteljährlich ausschütten. Du kannst ETFs kombinieren, die im
- Januar, April, Juli und Oktober
- Februar, Mai, August und November und
- März, Juni, September und Dezember ausschütten.
Idealerweise bieten die gewählten ETFs eine hohe Dividendenrendite und dennoch eine ausreichend breite Streuung (Diversifikation), um das Verlustrisiko im Zaum zu halten. Trotz Dividenden wollen wir also an der Idee eines Weltportfolios festhalten.
Mithilfe eines ETF-Vergleichs kannst Du geeignete ETFs finden. Suche nach ausschüttenden ETFs auf den MSCI World und achte auf die Ausschüttungstermine. Und suche nach dividendenstarken ETFs und achte auf die Anzahl der Aktien im ETF.
Infrage kommt laut dem Verbraucherratgeber „Finanzfluss“ zum Beispiel eine Mischung aus folgenden drei ETFs:
- ausschüttender iShares MSCI World ETF (ISIN IE00B0M62Q58)
- ausschüttender HSBC MSCI World ETF (ISIN: IE00B4X9L533) und dem
- SPDR S&P Global Dividend Aristocrats (ISIN: IE00B9CQXS71).
Die ersten beiden ETFs auf den MSCI World sind mit mehr als 1.500 Aktien breit aufgestellt, dafür ist die Dividendenrendite eher gering. Beim SPDR S&P Dividend Aristocrats ETF ist es umgekehrt.
Er umfasst gerade einmal 101 Aktien (Stand: März 2023) und entwickelte sich etwas schlechter im Wert als die MSCI-World-ETFs. Dafür erreichte der ETF im vergangenen Jahr eine Dividendenrendite von mehr als 4 Prozent.
Bei den Kosten liegen MSCI und SPDR etwas höher, nämlich bei 0,5 bzw. 0,45 Prozent TER (Total Expense Ratio, laufende Kosten) pro Jahr. Das ist der Preis dafür, dass Du einer Dividendenstrategie folgen willst.
70-30-Portfolio mit Aktien und Anleihen
Wenn die Rede von einem 70-30-Portfolio ist, muss es nicht immer gleich ums Weltportfolio gehen. Häufig ist damit ein ETF-Portfolio gemeint, das zu 70 Prozent aus Aktien und zu 30 Prozent aus Anleihen besteht.
Diese Kombination wählen oft Anleger, die bereits etwas Erfahrung mit Aktien haben und eine etwas höhere Risikotoleranz haben. Dennoch wollen sie nicht alles auf die Karte Aktien setzen, sondern etwas „Sicherheit“ beimischen.
Das können zum Beispiel Anleihen bieten. Du kannst etwa solche Anleihe-ETFs wählen, die wenig intensiv auf Zinsänderungen reagieren und im besten Falle gegengleich zum Aktienmarkt laufen. So stabilisiert Du Dein gesamtes Portfolio.
Beispiele für konkrete 70-30-Portfolios
Manche Anlageplattformen wie Weltsparen bieten Dir vorab gefertigte 70-30-Weltportfolios an. Weltsparen kombiniert dabei sechs verschiedene Aktien-ETFs mit einem Anleihe-ETF von „Unternehmen und Staaten mit guter Bonität“.
Interessant ist die Angabe der Zielrendite und des bisherigen maximalen Verlusts. Anhand dieser Angaben musst Du für Dich abschätzen, ob das Deinen Anlagezielen entspricht. Beim genannten Weltportfolio etwa stehen 5,5 Prozent Zielrendite gegen einen zwischenzeitlichen Wertverlust 2008 von knapp 33 Prozent.
70-30-Portfolios kannst Du auch bei automatischen Anlagehelfern (Robo-Advisors) bauen lassen, etwa von Quirion oder Scalable Capital. Dazu musst Du Dich dort jedoch registrieren und einen ausführlichen Fragebogen beantworten. Außerdem können Robo-Advisor zusätzliche Gebühren verlangen.
Wie kann ich ein ETF-Portfolio aufbauen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein passendes ETF-Portfolio für Dich aufzubauen. Wichtig ist, dass Du Dir vorab im Klaren darüber bist, wie viel Prozent Verlust Du zwischenzeitlich verschmerzen kannst. Und stell Dir auch konkrete Zahlen vor.
Portfolio bauen lassen: Robo-Advisor
Wenn Du Dir nicht sicher bist, was Dein ideales Rendite-Risiko-Profil ist, empfehlen wir Dir, zuerst einen kleinen Test zu machen. Einige Robo-Advisor, zum Beispiel Quirion, bieten einen Fragenkatalog an, um Deine Risikobereitschaft einzuordnen.
Solche Robo-Advisor geben Dir am Ende auch Vorschläge dazu, wie Dein Portfolio konkret aussehen kann. Du kannst Dir ein ETF-Portfolio gegen Gebühr zusammenstellen und verwalten lassen – oder es selbst nachbauen.
Portfolio mit Hilfe selber bauen: ETF-Plattformen
ETF-Plattformen wie JustETF bieten Dir ein Tool an, mit dem Du Dein eigenes Portfolio zusammenstellen kannst. Der „ETF Strategie Planer“ fragt unter anderem auch Dein Risikobewusstsein ab und gibt Vorschläge, mit welchen ETFs Du Deine Anlageziele erreichen kannst.
Alternativ kannst Du auch einen ETF-Vergleich nutzen und gut filtern, nach den Kriterien, die Dir für Dein Portfolio wichtig sind. Neben JustETF gibt es beispielsweise noch „Extra-ETF“ und die ETF-Suche von „Finanzfluss“.
ETF-Mix fertig kaufen: Musterportfolios
Wer bereits Erfahrung mit ETFs hat und sein Risikoprofil kennt, kann sich auch vorgefertigte ETF-Portfolios (Musterportfolios) anschauen und nachbauen. Oder direkt investieren. Unter anderem JustETF und Weltsparen bieten gängige ETF-Portfolios, die Du Dir anzeigen lassen und in die Du investieren kannst.
Rebalancing: Wie viel Pflege braucht ein ETF-Portfolio?
Mit Rebalancing ist gemeint, dass Du einmal im Jahr Deine Anlage wieder auf ihre Ausgangsgewichtung zurückführst. Wir halten Rebalancing grundsätzlich für sinnvoll.
Stell Dir vor, Du hast ursprünglich in ein ETF-Portfolio investiert, das zu 70 Prozent aus Aktien- und zu 30 Prozent aus Anleihe-ETFs bestand. Dieses ETF-Portfolio spiegelte damals Deine Risikobereitschaft wider.
Sagen wir, dass im vergangenen Jahr Deine Aktien-ETFs etwas an Wert verloren, Deine Anleihen an Wert gewonnen haben. Dann bist Du heute defensiver investiert als zu Beginn Deiner Investition. Die Anleihen-ETFs haben Deinen Aktien-ETFs Wert und somit auch Gewicht im Portfolio „abgegraben“.
Hast Du Dein ETF-Portfolio selbst erstellt, müsstest Du jetzt eigentlich nachjustieren, also Deine „erfolgreichen“ Anteile am Anleihe-ETF verkaufen und billige Anteile an Aktien-ETFs zukaufen. Das ist aber natürlich mit etwas Aufwand verbunden.
Lässt Du Dein Portfolio von einem Dritten gegen Gebühr verwalten, sparst Du Dir das Rebalancing. Es wird für Dich durchgeführt.
Häufige Fragen zu ETFs
Wo und wie kannst Du selbst ETFs kaufen?
ETFs kannst Du bei Brokern und Banken kaufen. Dafür brauchst Du ein Wertpapierdepot. Viele sog. Neo-Broker haben eine App, die intuitiv zu bedienen ist. In unserem Test der besten Online-Broker vom März 2023 schnitten Trade Republic und Scalable Free Broker am besten ab.
Willst Du ETFs kaufen, trage in die Maske des Brokers die internationale Kennnummer ISIN oder die deutsche WKN ein sowie den Betrag, den Du anlegen willst. Das Geld musst Du vorab auf das Verrechnungskonto beim Broker überweisen. Ein ETF-Kauf geht oft in wenigen Minuten über die Bühne.
Wo lassen sich ETFs gut vergleichen?
Es gibt einige Plattformen mit einer ausgefeilten ETF-Suche inkl. Vergleich. Darunter unter anderem JustETF, ExtraETF, die Finanzfluss-ETF-Suche, Finanzen.net oder Onvista Bank. Bei der Stiftung Warentest ist die ETF-Suche kostenpflichtig. Lies mehr dazu in unserem Text zum ETF-Vergleich.
Welche sind die besten globalen ETFs?
Im Januar 2023 haben wir die auf Xetra handelbaren ETFs auf den MSCI World Weltaktienindex verglichen. Folgende ETFs schnitten in unserer ETF-Analyse am besten ab.
- iShares Core MSCI World (ISIN: IE00B4L5Y983, TER 0,2%), thesaurierend
- Xtrackers MSCI World (ISIN: IE00BJ0KDQ92, TER 0,19%), thesaurierend
- Invesco MSCI World (ISIN: IE00B60SX394, TER 0,19%), thesaurierend
- HSBC MSCI World (ISIN: IE00B4X9L533, TER 0,15%), ausschüttend
- Lyxor MSCI World (ISIN: LU0392494562, TER 0,2%), ausschüttend
- Xtrackers MSCI World (ISIN: IE00BK1PV551, TER 0,2%), ausschüttend
Author: Brenda Chandler
Last Updated: 1699459082
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